Ausland
Aslı Bayram: Ich fühle mich in Zürich zu Hause
Interview Von Cemil Baysal mit Asli Bayram, türkischstämmige Schauspielerin, Autorin und Ex-Miss Deutschland.
Layout: M.A.Akpinar
Interview Lesen als E-Zeitschrift > http://nazarmagazin.com//wp-content/uploads/dergi/aslibayram.pdf
Als türkischstämmige junge Frau in Deutschland hast Du den ersten Miss Germany Titel geholt. Was hast Du damals gefühlt?
Ich habe mich sehr gefreut. Ich war nicht sicher, ob ich gewinnen würde, denn damals dachte ich, dass es in Deutschland gar nicht möglich ist als eine Deutsche mit türkischen Wurzeln den ersten Platz zu bekommen. Ich wurde selber positiv von dem Gegenteil überzeugt, daher war die Freude umso grösser. Ich habe mich vor allem darüber gefreut, weil der erste Platz stets ein Zeichen dafür ist, dass wir türkischstämmigen Deutschen in der zweiten und dritten Generation ein Stück mehr in der Gesellschaft akzeptiert und repräsentiert werden. Und dass mit meinem Miss Deutschland Titel die Presse etwas positives über uns türkischstämmigen Deutschen berichtete, was bedauerlicherweise selten der Fall war und noch heute noch ist. Es war ein intensives und aktives Jahr, indem ich viele wichtige Erfahrungen sammeln konnte insbesondere über die Medienwelt und die verschiedenen Facetten des so genannten Showbusiness.
Du lebst schon eine Weile in der Schweiz. Was sind die Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz?
Ich habe in vielen Städten gelebt und bin sehr viel gereist. Nun lebe ich in der Schweiz und ich liebe Zürich. 2009 war ich aufgrund von Dreharbeiten für den Schweizer Film „180°“ zum ersten Mal in Zürich. Ich habe sehr schöne Erinnerung gesammelt und wusste ich komme eines Tages wieder zurück. Zürich hat für mich etwas sehr Beruhigendes und Entspannendes, hier hat der wunderschöne Zürcher See selbstverständlich einen großen Einfluss. Da ich innerlich ein sehr aktiver Mensch bin, brauche ich diesen Ausgleich. Zürich ist jetzt auch mein zu Hause geworden.
Deutschland ist das Land in dem ich geboren und aufgewachsen bin. Es kommt immer darauf an, wo genau man lebt in Deutschland. Wahrscheinlich ist es auch in der Schweiz so. Ich denke vier Jahre genügen vielleicht nicht aus um detaillierte Unterschiede zu nennen. Doch ich fühle mich in Zürich jetzt zum ersten Mal geerdet und zu Hause. Vielleicht auch, weil ich jetzt eine Tochter habe, die hier auf die Welt gekommen ist.
Was machst Du heutzutage?
Meine Tochter ist 2018 auf die Welt gekommen. Vieles verändert sich, wenn man Mutter wird. Das Leben wird facettenreicher und schöner.
Jedenfalls für mich. Doch es kommt eine grosse Verantwortung dazu, woran man sich auch gewöhnen muss. Ich geniesse die wertvolle Zeit mit meiner Tochter. Und die restliche Zeit bin ich am Lesen von Drehbüchern und Stücken. Zudem schreibe ich selbst auch weiterhin gerne. Gleichzeitig freue ich mich über die Fertigstellung einer Dokumentation «Road to Vrindavan»,.mit dem britischen Regisseur Ravinol Chambers, an der ich als Produzentin mitgewirkt habe. Diese Dokumentation bedeutet mir sehr viel. Es ist ein Herzensprojekt, so wie die meisten meiner Projekte, die ich angehe, Es hat lange gedauert, ich habe daran angefangen zu arbeiten, als ich schwanger war, nun ist es endlich vollendet. In der Dokumentation geht es um die Bildung von Mädchen in Indien. Leider müssen wir jetzt aber geduldig sein und mit den Einreichungen zu den Film-Festivals eventuell noch länger warten. Hoffentlich schaffen wir es zum ZFF.
Was sind Deine Lieblingsorte in Zürich?
An erster Stelle natürlich der See. Da halte ich mich oft auf. Das Wasser tut mir sehr gut und ich liebe den Blick auf die Berge. Ich spaziere gerne durch die Altstadt und liebe die Zeit des Zürcher Filmfestivals. Denn dann kann ich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: Gute Filme anschauen und mich mit Filmkennern austauschen. Wie verbringst Du Deine Freizeit? Vor allem jetzt so viel wie möglich mit meiner Tochter. Mit Ihr Zeit zu verbringen, zu sehen wie sie spielerisch die Welt entdeckt und sie dabei so viel wie möglich zu unterstützen liegt mir am Herzen und erfreut zugleich auch mein Herz. Sie wird nicht immer so klein sein und irgendwann wird sie ihren eigenen Weg gehen. Diese Zeit mit ihr ist einzigartig und wertvoll für mich.
Wer ist Asli Bayram?
Asli Bayram ist eine deutsche Schauspielerin und Autorin (Grenzgängerin-Leben zwischen den Welten) mit türkischen Wurzeln. 2005 wurde Sie die erste türkischstämmige Miss Deutschland. 2007 gab Bayram ihr Theaterdebüt in einer Solorolle in Anne Frank: Das Tagebuch. Sie spielte in Luxembourg, Frankfurt am Main und Prag, sie beendete die Tournee anlässlich des 80. Geburtstages von Anne Frank im Museum of Tolerance in Los Angeles, Hollywood.
Ihr Buch «Grenzgängerin – Leben zwischen den Welten» erschien 2009 in der Verlagsgruppe Random House. 2010 gelang ihr mit ihrem Buch der Eintrag bei Guinness-Buch der Rekorde. Eine Rekordzahl von Menschen las öffentlich gleichzeitig aus ihrem Buch. 2009 drehte sie in der Schweiz den Film180°. Für ihre Rolle wurde sie nicht synchronisiert, sondern spielte auf Schweizerdeutsch. Auch ihre weiteren Filme sind meist mehrsprachig und nicht synchronisiert. Wie zum Beispiel auch Body Complete und Shanghai Gypsy. Asli ist sozial stark engagiert. Zudem ist sie seit Jahren sehr aktiv für mehr Toleranz durch Ihre künstlerische Arbeit und vor allem auch durch Ihre aktive Tätigkeit als Botschafterin des Landespräventionsrates im Hessischen Ministerium der Justiz. Sie ist zuständig für Ehrenamtliche Tätigkeiten im Bereich der Gewaltund Kriminalprävention.